Von den Feuerwehrlern drückt sich keiner
Nonnenhorn / isa Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Lindau haben ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Und auch das bereits begonnene Jahr bringt viele neue Aufgaben. Zu diesem Resümee kam Kreisbrandrat Friedhold Schneider, nachdem er auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehr-Verband Lindau (KFW) im Nonnenhorner Stedi einen Blick zurück auf das vergangene Jahr und einen Blick nach vorn auf das Jahr 2012 gewagt hatte.
Im vergangenen Jahr sind die Wehren des Landekreises 1617 Mal ausgerückt
Einsätze bei Selbstmorden und Seenotfällen
So wurden die Wehren im gesamten Landkreis im vergangenen Jahr insgesamt 1617 Mal alarmiert. Davon 446 Mal um Brände zu löschen und 656 Mal um technische Hilfestellungen zu leisten. Die restlichen Alarme betrafen sonstige Tätigkeiten, Sicherheitswachen und Fehlalarme. Schneider stellte zudem jene Tendenz fest, wonach die Hilfe der Feuerwehr zunehmend sowohl bei Selbstmorden als auch bei Seenoteinsätzen benötigt wird.
Damit die Feuerwehren auf Alarme jedweder Art schnell und zuverlässig reagieren können, benötigen sie jedoch auch die entsprechende Ausrüstung und Gerätschaften. Deshalb freute sich Schneider, dass das Pilotprojekt des Verbandes gelungen ist und sechs baugleiche LF 20 Kats für die Wehren Nonnenhorn, Hege, Wasserburg, Scheidegg, Opfenbach und Stiefenhofen mittels Sammelbestellung geordert werden konnten. „Das bedeutet eine Einsparung von 70.000 Euro pro Fahrzeug“, rechnete Nonnenhorns Bürgermeister Rainer Krauß vor und wusste zu berichten, dass die Zuschussbescheide bereits unterwegs seien. Über eine weitere Arbeitserleichterung dürfen sich die Feuerwehren ebenfalls freuen. Laut Schneider sei im Landkreishaushalt 2012 das Geld für einen Abrollbehälter, also eine mobile Unterkunft, die die Einsatzleitung für Sicherheitswachen, Einsatzführung und Großschadenslagen benötigt, eingestellt. Kopfzerbrechen bereitet dem Kreisbrandrat allerdings, dass das Mehrzweckboot der Feuerwehr Wasserburg in die Jahre gekommen ist und es nun gilt, Ersatz zu beschaffen. Vor allem deshalb, weil das Boot sowohl bei den Ölwehren als auch bei anderen Einsätzen auf dem See unabdingbar geworden sei, wie Schneider erklärte. Dabei solle der Kauf des neuen Bootes nicht zu Lasten der Gemeinde Wasserburg, wo es zwar stationiert ist, geschehen, sondern, weil es auf dem ganzen See eingesetzt wird, auf Landesebene: „Bayern muss Ersatz schaffen, nicht die Gemeinde“, betonte er ausdrücklich.
Damit die Freiwilligen Feuerwehren einsatzfähig bleiben, benötigen sie außer einer guten Ausrüstung vor allem aber auch Menschen, die bereit sind ehrenamtlich tätig zu sein. Zwar sind die Wehren des Landreises mit 1640 ehrenamtlichen Feuerwehrkräften gut aufgestellt, langfristig gesehen und der demografischen Entwicklung entsprechend, gilt, wie Schneider sagte: „Die Zahl muss aber nach oben gehoben werden.“ Zum einen, indem Kameraden vom 60. bis 63. Lebensjahr in der aktiven Mannschaft gehalten werden. Zum anderen, indem vermehrt Frauen und Mädchen für die Feuerwehr begeistert werden. Zu diesem Zwecke hat der Verband 2011 extra eine neue Stelle geschaffen, indem er Nicole Wipper als Kreis-Frauenbeauftragte ernannte. Und letztendlich, indem er Nachwuchs gewinnt. Deshalb hat der Landesverband eine groß angelegte Kampagne gestartet, im Rahmen derer im Landkreis zwei RBA-Busse mit Werbeslogans („Stell dir vor, du drückst und alle drücken sich“) unterwegs sind, die die Jungen zum Mitmachen auffordern. Auch innerhalb der Jugendfeuerwehr gelte das Ziel „Übertritt statt Austritt“.
Dass das Ehrenamt attraktiv bleibt und wird, sei Aufgabe der Politik. Angepasste Ausbildungszeiten und Methoden, kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und ermäßigte Eintritte waren nur einige der Anregungen, die Schneider den an der Versammlung teilnehmenden Bürgermeistern sowie Landrat Elmar Stegmann und Landtagsabgeordneten Eberhard Rotter mit auf den Weg gab. Vor allem aber dürfe das Ehrenamt keine beruflichen Nachteile für die Ehrenamtlichen erbringen. Schneider sprach damit den Fall eines Feuerwehrmannes an, der sich bei einem Einsatz verletzt hatte, lange Zeit arbeitsunfähig war und während der Reha-Phase von seinem Arbeitgeber gekündigt wurde. Während Sabine Göttler, Chefin der Polizeiinspektion Lindau, den Vorfall aufs Heftigste kritisierte, nannte ihn Rotter einen „Skandal“ Stegmann: „Es kann nicht sein, dass das Ehrenamt auch noch bestraft wird.“
(Erschienen in der Lindauer Zeitung am 22.01.2012 12:50)
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