Einsatz - Hochwasser
Der Dauerregen in den letzten Tagen hat sich auch in Wasserburg bemerkbar gemacht.
Am Freitag, den 18.06.2010 wurde die Feuerwehr Wasserburg im Ortsgebiet zu mehreren vollgelaufenen Kellern und Wasserschäden gerufen. Zusätzlich waren waren wir in Lindau um dort beim Hochwassereinsatz zu unterstützen. Insgesamt wurden von uns am Freitag 12 Einsatzstellen abgearbeitet. In der Mittagszeit gings los und die Einsätze zogen sich bis in die Abendstunden hin.
Im Einsatz waren beide Löschgruppenfahrzeuge mit insgesamt 18 Mann und einer Frau.
Hier der Bericht der Lindauer Zeitung vom 18.06.2010
Lindau versinkt schon wieder in einem Hochwasser
Etwa einen halben Meter hoch stand das Wasser gestern Mittag auf der Kreuzung Achstraße / Hundweilerstraße / Rainhausgasse. Durch den Dauerregen in den letzten Tagen hat es am Freitag in der Ach ein Jahrhunderthochereignis gegeben. Die Überschwemmungen im Lindauer Stadtgebiet haben von Oberreitnau über die Kemptener Straße bis hinunter zur Achstraße gereicht, die sich in einen Ach-Seitenkanal verwandelt hat. Die neuen Hochwasserbauwerke haben gehalten, aber noch nicht ausgereicht.
Es war schon heftig. Seit dem Morgen regnete es und regnete es, und zwar nicht nur direkt am See, sondern im gesamten Lindauer Hinterland, so dass sich Rinnsale, Bäche und Flüsschen die von dort kommen, in kürzester Zeit in Sturzbäche verwandelten, die allenthalben über ihre Ufer traten und für Überschwemmungen sorgten.
Am schlimmsten traf es wieder einmal die Achstraße. Etwa in Höhe der Baustelle, wo das Flussbett zur Zeit erweitert wird, staute sich das Wasser auf und floss auf der einen Seite in Richtung Gärtnerei Sagawe und auf der anderen Seiten in die Gärten der Häuser in Höhe der Hausnummer 12. In breitem Strom floss das Wasser in die Keller und auf die Straße und weiter in die Obstplantage auf der anderen Straßenseite. Die Folge war, dass die Achstraße schon am späten Vormittag gesperrt wurde, sich im Laufe des Mittags in einen bis zum 70 Zentimeter tiefen Ach-Seitenkanal verwandelte. Die Obstplantage wurde zum Baggersee, aus dem dann wiederum die Senke an der Ecke von Hundweiler- und Rainhausstraße volllief – samt einiger Keller in den benachbarten Häusern.
Weitere neuralgische Punkte waren der Rickenbach in Höhe der Dornierstraße, Heimesreutin, der Oberreutiner Weg, die Notaufnahme des Krankenhauses, wo sich das Wasser aus Hochbuch sammelte, und die Kemptener Straße in Höhe der Mercedes-Vertretung, wo der Wolfsbach über seine Ufer trat.
Die Rettungskräfte waren im Großeinsatz. Insgesamt waren laut Kreisbrandrat Friedhold Scheider 450 Helfer aus dem gesamten Landkreis in Lindau. Ein guter Teil davon waren aber Feuerwehrleute, die einfach Sandsäcke in Richtung Lindau transportierten. Im engeren Sinne mit der dem Hochwassereinsatz waren laut Lindaus Feuerwehrkommandant Robert Kainz 80 Mann von der Feuerwehr Lindau befasst, unterstützt von den Feuerwehren in Wasserburg, Opfenbach, Scheidegg und Hege.
Die Feuerwehr half beim Auspumpen von bereits vollgelaufenen sowie beim Absichern von noch trockenen Kellern. Das THW brachte mit mehreren Fahrzeugen ganz viele Sandsäcke an die neuralgischen Punkte und das Rote Kreuz bereitete vorsorglich eine Notunterkunft in der Reutiner Turnhalle vor, für den Fall dass Bewohner der Achstraße evakuiert werden müssten.
Das Problem für die Anwohner der Achstraße war vor allem die Stromversorgung. Gegen Mittag waren die Stadtwerke vor Ort und überprüften, ob die Gefahr bestand, dass Verteilerkästen unter Wasser stehen. Das hätte Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Zum Glück war es jedoch möglich, die Leitungen der vollgelaufenen Keller abzuschalten. Insgesamt jedenfalls musste der Strom weder in einzelnen Häusern, noch in der ganzen Straße abgeschaltet werden. Auf diese Weise liefen die Pumpen weiter, die eine Reihe Anwohner in ihren Keller fest installiert haben, und verhinderten, dass diese überliefen.
Die Überschwemmung begann bereits am Morgen gegen 10 Uhr damit, dass Wasser aus den Kanaldeckeln strömte. Grund dafür war, so Hans Schupp von der Stadtentwässerung, dass das Grundwasser in die Kanäle drückte und diese überlastete. Zum einen in die städtischen Kanäle, aber auch in die Zuleitungen von den Häusern ins öffentliche Abwassernetz. Die wenig appetitliche Brühe drängte also nach oben, und so zogen Klopapierschwaden durch braune Pfützen im weiteren Umfeld der Achbrücke.
Das viel größere Problem in diesem Bereich zeigte sich wenig später. Dass nämlich der Achausbau noch nicht fertig ist. Wo das Flüsschen bereits ausgebaut ist, gab es zunächst keine Probleme. Schwierigkeiten machte vor allem das Wasser, das oberhalb der Baustelle über die Ufer trat. Auch die neu gebauten Rückhaltebecken in Hugelitz und Schlauenberg haben ihre Funktion erfüllt. Wenn es sie nicht gäbe, wäre es laut Schupp in Oberreitnau wie früher zu Problemen gekommen. Gestern trat lediglich der Hepach über die ufer und in einige Keller.
Auch das Rückhaltebecken in Streitelsfingen hat sich laut Schupp bewährt. Dank ihm sei der Motzacher Tobelbach nicht über seine Ufer getreten. Allein die beiden Becken im Dunkelbuch (im Bau) und an der Spitalmühle (im Genehmigungsverfahren) hätten gefehlt.
Insgesamt kommen Schupp und sein Kollege Hans Stenglein vom Tiefbauamt sowie Nobert Fichtl vom Wasserwirtschaftsamt zu zwei eindeutigen Aussagen. Erstens: „Ohne Rückhaltebecken wäre die Achstraße schon viel früher unter Wasser gestanden.“ Zweitens: „Wenn die geplanten Ausbauschritte fertig sind, gibt es an der Ach keine Überschwemmung mehr.“ Damit haben sich die 3,8 Millionen Euro gelohnt, die Lindau in den vergangenen Jahren für den Hochwasserschutz ausgegeben hat. In diesem Jahr stehen weitere 1,4 Millionen Euro bereit.
Oberbürgermeisterin Petra Seidl, die den ganzen Tag über mit Feuerwehrkommandant Kainz vor Ort war, äußerte sich zufrieden über den Ablauf der Hilfs-. und Rettungsmaßnahmen: „Wir waren ein gutes Team“. Auf die Frage, ob aus der Tatsache, dass die Abwasserkanäle offensichtlich nicht dicht sind, so dass der Kanalinhalt auf die Straße sprudelte, Konsequenzen zu ziehen sind (wie etwa das Abdichten der Rohre), wollte sie sich gestern Nachmittag noch nicht äußern: Sie werde sich am Montag berichten lassen und „dann weitere Maßnahmen ableiten“.
Laut Landrat Elmar Stegmann, der ebenfalls während des gesamten Einsatzes vor Ort war, gab es zwar im gesamten Kreis Unwetter, der Starkregen hat sich jedoch auf die Umgebung von Lindau konzentriert. Wie das Wasserwirtschaftsamt mitteilte, stieg der Durchfluss der Ach seit dem frühen Morgen kontinuierlich an. Zwischen 11 und 12 Uhr war dann die Durchflussmenge von 35 Kubikmetern pro Sekunde überschritten, damit war es ein sogenanntes Jahrhundertereignis. Im Lauf der kommenden Stunden stieg der Wert dann sogar auf über 38 Kubikmeter pro Sekunde an, das war deutlich mehr als beim Hochwasser 2002, als die anwohner der Achstraße ihrer Häuser verlassen mussten. Nachmittags ging der Pegelstand wegen des schwächer werdenden Regens wieder zurück.
Insgesamt sieht es so aus, als ob es unterm Strich glimpflich abgelaufen ist. Dazu haben die bereits fertiggestellten Hochwasserschutzmaßnahmen beigetragen, aber auch die gut organisierten und schlagkräftigen Einsatzkräfte. Dass es für die betroffenen Menschen dennoch alles andere als lustig war, steht außer Zweifel.