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Einsatz - Ölteppich auf dem Bodensee

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Der Tag ging los, mit der Alarmierung, „ca. 1 Quadratkilometer großer Ölteppich auf dem Bodensee vor Wasserburg".
 
Nach der Alarmierung der Bayerischen Ölwehrkräfte (Feuerwehr Lindau, Feuerwehr Wasserburg und das THW Lindau), wurde auf der Halbinsel Wasserburg zuerst die Einsatzleitung gebildet und alle Kräfte dort hin dirigiert. 600m bewegliche Ölsperren waren zum einwassern bereit. Auch die Einsatz Boote liefen den Hafen von Wasserburg an.
 
Um den Uferbereich um das Seepunpwerk Nonnenhorn zu schützen wurden 400m Ölsperren zu Wasser gebracht. Allerdings bestand zu keiner Zeit hier eine Gefahr für die Wasserentnahmestelle. Die Wasserentnahmestelle liegt in 60m Tiefe.
 
Als der angeforderte Polizeihubschrauber Edelweiss 2 dann gegen 11:00 Uhr vor Ort war, konnte er sich ein genaueres Bild von dem Ausmaß des Ölteppichs machen. Der aufkommende Westwind hat den ca. 1km langen Ölteppich nun in Richtung Lindau getrieben. Aufgrund des stärker werdenden Windes und der Wettervorhersage, entschied die Einsatzleitung auf die Insel zu verlegen. Ebenso wurde nun der Einsatzschwerpunkt von Wasserburg weg in Richtung Insel gelegt.
 
Nun wurde entschieden, die Ölwehrkräfte aus Friedrichshafen und Überlingen zu alarmieren, da die vorhandenen Ölsperren und Boote nicht ausreichten.
 
Auf dem Wasser wurde versucht mit den Einsatzbooten und Ölsperren eine Art Trichter zu bilden in deren Mitte das Selbstfahrende Ölabsauggerät (SÖG) der Feuerwehr Lindau sich befand. Doch dies gelang aufgrund des auffrischenden Windes nur teilweise. Die Wellen verteilten das Öl immer mehr und überspülten auch die eingebrachten Ölsperren hinter den Einsatzbooten.
 
Gegen Abend konnten wir unsere 200m Ölsperre wieder aufnehmen.
 
Der Verursacher wird derzeit durch die Polizei ermittelt, dürfte aber ersten Aussagen zufolge aus dem Bereich Österreich (Neuer Rhein) kommen.
Der Einsatz konnte somit gegen 17:00 Uhr abgebrochen werden und endete mit einer Nachbesprechung inkl. Brotzeit in der Hauptwache der Feuerwehr Lindau.
 
Der Einsatz zeigte, dass groß angelegte überregionale Übungen mit unterschiedlichen Hilfskräften sich auszahlen, wie die bereits erwähnte Großübung im Sommer 2008 vor Nonnenhorn. Denn der Großeinsatz vom Samstag klappte, aufgrund der gesammelten Erfahrungen der Großübung 2008, gut und organisiert.
 
Im Einsatz befanden sich die Feuerwehren Lindau, Wasserburg, Friedrichshafen und Überlingen, sowie die Kreisbrandinspektion Lindau und Friedrichshafen, die UG-ÖEL, Landratsamt Lindau und Landrat Elmar Stegmann, sowie THW und Polizei aus Lindau und Feuerwehrkollegen aus Österreich.
 
 

Bericht aus der Lindauer Zeitung vom 30.03.2009
 
Ein Fischer hat die Polizei alarmiert: Vor Wasserburg treibt ein größerer Ölfilm auf dem Bodensee. Welche Ausmaße dieser Fleck hat, erspäht dann ein Polizeihubschrauber: rund einen Quadratkilometer groß.Für THW und Feuerwehren von Lindau bis Überlingen bedeutet das den größten Ölalarmeinsatz auf dem Wasser seit über 20 Jahren.
 
LINDAU (ee) Der Sportfischer meldete am Samstag gegen halb zehn den Vorfall der Besatzung des Lindauer Polizeibootes "Hecht". Für die beiden Beamtensollte dies ein genauso denkwürdiger Tag werden wie für die rund 100 THW- und Feuerwehrmänner von Lindau bis Überlingen.
 
Zunächst ist die Lindauer Feuerwehr mit ihrem Ölwehrmaterial am Morgen inRichtung Wasserburg gebraust. Doch sehr schnell wird deutlich: Der Windtreibt den sehr dünnen, aber deutlich sichtbaren und nach Dieselriechenden Ölfilm in Richtung Lindau. Für Kommandant Robert Kainz istklar: Er muss die meisten Einsatzkräfte (und dazu gehören später auch diehervorragend ausgestatteten Ölwehren von Friedrichshafen und Überlingen)auf und vor der Insel bündeln: "Wir müssen hier unsere Ölsperreneinsetzen, einen Sack bilden – und den dann buchstäblich zumachen."
 
Die Einsatzkräfte arbeiten unter Zeitdruck: Der Wetterbericht kündigt fürden frühen Nachmittag starken Regen und bis zu fünf Windstärken an.Kreisbrandrat Friedhold Schneider ist in diesem Augenblick riesigfroh,dass die Einsatzkräfte von rund um den Bodensee erst im vergangenen Sommergenau diesen Ernstfall geübt haben. Das zahlt sich jetzt aus, auch diedamalige Manöverkritik: Alle arbeiten Hand in Hand, und schon inWasserburg hat Kainz die Order gegeben, dass alle Einheiten auf der selbenFunkfrequenz erreichbar sein müssen.
 
Als der Wind auffrischt, schickt mancher der Verantwortlichen bange Blickezum Himmel: Kainz hofft, bis zum Auffrischen des Windes die Ölsperregeschlossen und verankert zu haben. Denn sonst könnten Wind und Regen das Öl überall hinpeitschen. Endlich, kurz vor 14 Uhr, hat das THW den Zusammenschluss geschafft.
 
Doch das Wetter erweist sich völlig unerwartet als Helfer: Das Gemisch aus Öl und vermutlich Reinigungsmitteln löst sich auf und wird im Seeuntergewaschen. Der riesige Ölfilm, der bis zu sieben Kilometer langgewesen ist, verschwindet nahezu spurlos. Nach über sechs Stunden Arbeitheißt es aufräumen, einpacken, abrücken.
 
Wasserwerke: Trinkwasser war nie in Gefahr
 
Öl auf dem Bodensee – das bedeutet im schlimmsten Fall nichtnur eine Naturkatastrophe, sondern auch eine große Gefahr für dieWasserversorgung. "Das Seepumpwerk in Nonnenhorn ist jedoch zu keiner Zeitdurch diesen Ölfilm gefährdet gewesen", betonten Kommandant Kainz undKreisbrandrat Friedhold Schneider als oberster Feuerwehrmann im Landkreis.Trotzdem haben sie am Samstagmittag die Wasserwerke in Sipplingen alarmiert, weil dort solche Unfälle für alle Wasserversorger rund um denSee notiert werden. "In Nonnenhorn wird das Trinkwasser aus 60 Meter Tiefeangesaugt, das ist relativ sicher", erklärte Kainz.
  
Sechs Stunden Einsatz: Das wird richtig teuer
 
Polizei in Lindau und Vorarlberg suchen intensiv nach demVerursacher dieses größten internationalen Seealarms seit über 20 Jahren. 100 Einsatzkräfte, acht Boote, zwei Hubschrauber aus München und Vorarlberg – "das wird richtig teuer, mindestens im dicken fünfstelligen Bereich", schildert Kommandant Kainz – und diese Kosten für Material undMänner muss der Verursacher, wenn er gefunden ist, übernehmen.
 
Kommandant: "Einsatz funktionierte vorbildlich"
 
Am Sonntag hieß es durchatmen und erste Bilanz ziehen. Kommandant Robert Kainz lobt die hervorragende Zusammenarbeit der einzelnen Wehren und des THW, "und die Kommunikation hat sich im Vergleichzur Übung 2008 deutlich verbessert", freute er sich im Gespräch mit der LZ. Großes Lob gibt es auch von Landrat Elmar Stegmann, der wegen des internationalen Alarm am See extra aus dem Oberallgäu zurück nach Lindaugekommen war: "Rettungskette und Alarmierung haben hervorragend geklappt, der Einsatz funktionierte vorbildlich." Er ist froh, dass "letztlich alles so glimpflich abgegangen ist". Der Verursacher ist übrigens immer nochunbekannt: Polizei und Feuerwehr gehen davon aus, dass am Vorarlberger Ufer der Dieseltank eines Schiffes unsachgemäß gereinigt worden ist.
 
 
 
Erstellt von: o.boettger
Zuletzt verändert: 01.04.2009 09:25
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