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Feuerwehren fordern Nachrüstung beim Digitalfunk

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Der Digitalfunk hätte Ende des vergangenen Jahres in Betrieb gehen sollen, aber bisher funktioniert er im Landkreis Lindau nur sehr eingeschränkt. Die Kommunikation über weite Entfernungen mit Leitstelle oder anderen Feuerwehren, der sogenannte TMO-Modus, funktioniert digital überhaupt noch nicht. Hier kommt immer noch die analoge Technik zum Einsatz. Offenbar reichen die fünf Sende- und Empfangsstationen nicht. Derzeit funken die Feuerwehren nur über kurze Entfernungen, im sogenannten DMO-Modus, digital. Allerdings sind die Reichweiten hier begrenzt.
 
Der Kommandant der Feuerwehr Nonnenhorn, Uwe Burgtorf, hält die Einführung der neuen Technik für „absolut notwendig“. Allerdings müsse sie zuverlässig funktionieren. Er sagt: „Wenn Feuerwehren miteinander kommunizieren, dann sind das im Einsatzfall Gefahrensituationen für Mensch, Tier sowie Hab und Gut. Hier keine ausreichende Funkverbindung sicherzustellen, ist absolut fahrlässig.“
 
Sein Bodolzer Kollege Thomas Abler stimmt ihm zu. Er und seine Kameraden nutzen den Digitalfunk ebenfalls nur über kurze Entfernung. Je nach örtlichen Gegebenheiten reiche er 300 bis 1500 Meter weit. Mit anderen Feuerwehren, Polizei oder Rettungsdienst könne man derzeit nicht digital kommunizieren. Abler sagt: „Diese erreichen wir nicht über den DMO-Modus, da sie zu weit weg sind.“ Für eine Abstimmung sei dies jedoch absolut sinnvoll.
 
Immerhin könnten die Feuerwehren durch die neue Technik Funklöcher in bestimmten Gebäuden mithilfe eines Signalverstärkers überwinden, so Abler. Dass es über weite Entfernungen keinen oder nur sehr schlechten Empfang gebe, ärgert ihn: „Die Gemeinde und Städte haben sehr viel Geld für die Einführung des Digitalfunks ausgegeben und die Hilfsorganisationen sehr viel Zeit in die Ausbildung investiert.“ Insgesamt wurden 600 Funkgeräte angeschafft und hunderte Helfer geschult. Der Bösenreutiner Kommandant Martin Keller kritisiert, dass er und seine Kameraden momentan mit zwei Funkgeräteausstattungen in den Fahrzeugen unterwegs sind. Auch er hofft, dass Digitalfunk rasch komplett in Betrieb gehen kann. Dadurch sei eine gezieltere Kommunikation. Keller sagt: „Ich kann nicht verstehen, dass man so viel Geld ausgegeben hat und es jetzt nicht zum Laufen bringt.“
 
Erhebliche Lücken in Wasserburg und auf der A 96
 
Der Wasserburger Kommandant Christian Schorer erwartet eine Nachbesserung. Im Bereich Wasserburg und auf dem Bodensee gebe es noch erhebliche Lücken im Netz, so dass auch hier nur der Betrieb auf kurze Distanz möglich sei. Er sagt: „Allerdings sind damit keinerlei Vorteile gegenüber früher verbunden, da der analoge Einsatzstellenfunk seit Jahrzehnten bestens funktioniert.“ Ein Problem ist für ihn auch, dass bald die Alarmierung der Einsatzkräfte auf digitale Modelle umgestellt werden soll. Er sagt: „Mit der momentanen Versorgung in Wasserburg wäre eine Alarmierung der Einsatzkräfte nicht mehr sichergestellt, für mich ein Unding.“
 
Neben Wasserburg ist die A 96 ein weiterer Problembereich. Weißensbergs Kommandant Christian Buchmüller spricht von „gravierenden Lücken bis hin zu kompletten Funkverbindungsabrissen“ zwischen Weißensberg und Lindau. Er sieht „dringenden Handlungsbedarf“ und fordert einen Zeitplan für die Umsetzung. Die neuen Geräte müssten an der Basis erst wieder einen Vertrauensvorschuss erlangen. Er sagt: „Das kostet Zeit und Kraft, die letzten Endes von uns ehrenamtlich in der Freizeit aufgewendet wird.“
 
Neue Geräte in direkter Kommunikation zuverlässiger
 
In der direkten Kommunikation zwischen zwei Geräten hält Buchmüller die Funkverbindung für zuverlässig und teils für deutlich besser. Die Weißensberger Wehr testet gerade, wie die Digitalfunkgeräte optimal bei einem Einsatz mit Atemschutzmasken verwendet werden könnten. Hier sei die Sprachqualität durch die Masken eingeschränkt. Die neue Technik biete aber die Möglichkeiten, dies zu beheben.
 
Einig sind sich alle Kommandanten, dass rasch nachgebessert werden muss. Die Einführung des Digitalfunks habe schließlich viel Geld gekostet.
 
 
 
Das Funksystem
 
Deutschland stellt von analogen auf digitalen Funk um. Die Vorteile der neuen Technik sind, dass das Netzweniger störanfällig, die Empfangsqualität wesentlich besser, die Kommunikation abhörsicher und die Verfügbarkeit höher ist. Außerdem können die Einsatzleitstellen gezielter mit bestimmten Gruppen oder einzelnen Teilnehmern sprechen, und es gibt eine Notruffunktion.
 
Beim Digitalfunk gibt es zwei verschiedene Betriebsarten:
 
DMO (Direct Mode Operation/Einsatzstellenfunk): Mehrere Funkgeräte verbinden sich direkt miteinander und kommunizieren unabhängig von einem Netz.
 
TMO (Trunked Mode Operation/Leitstellenfunk): Die Funkgeräte kommunizieren über ein Funknetz. Die Kommunikation läuft über Basisstationen. Die Reichweite ist dabei nicht an den Einsatzort gebunden.
 
 
Quelle: Lindauer Zeitung
 
 

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Erstellt von: o.boettger
Zuletzt verändert: 10.02.2017 15:26
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